Walther von der Vogelweide - Die verzagten aller guoter dinge
Das erste Beispiel, geschrieben von Walther von der Vogelweide, gehört der Gattung der hohen Minne an. Verdeutlicht wird dies durch das Werben um die Gunst der Dame, welches wohl nicht erhört wird. Gesprochen wird in diesem Werk aus der Perspektive des Mannes, was für die hohe Minne charakteristisch ist.
Dies wird jedoch nie der Fall sein - was dem Sänger, welcher hohe Minnen vorträgt, meist bewusst ist. Eine hohe Dame könnte sich allein aufgrund ihres Standes in der Gesellschaft nicht auf ein Verhältnis mit dem Singenden einlassen. Dazu kommt, dass sie oft bereits mit einem adeligen Herren vermählt ist.
Inhalt
Zu Beginn des Minneliedes gibt sich der Minnesänger zuversichtlich, dass die Herrin ihm, nachdem er sein kumber hât geklagt, ihm doch noch fröide schenken wird. Er wäre auch bereit, Opfer dafür zu bringen; Gerede und Neid kümmern ihn nicht.
Die edle Dame soll ihm ihm sogar dazu verhelfen, dass die bereits Gescheiterten ihn durch die Liebesfreude beneiden und ewigen Schmerz ertragen müssen; ist in ierner wê.
Gerne möchte der Sänger mit hôhen liuten schallen, dass Sie ihn zu ihrem Geliebten auserwählte und ihm die Worte Geliebter und Freund schenkte. Dabei wünscht er sich, dass sie die Worte Geliebte und Herrin annahm darf - welche selbst für einen Kaiser schwer zu übertreffen seien.
Walther von der Vogelweide - Unter der linden
Unter den linden ist ein unverkennbares Beispiel einer niederen Minne. Ein klares Anzeichen dafür ist die erfüllte Liebe - welche auch die sexuelle Befriedigung miteinbezieht - zu einer Frau eines niederen Stands. Ein weiterer Hinweis ist, dass das Lied aus der Perspektive der jungen Frau vorgetragen wird.
Diese schildert ihre Entjungferung auf eine äusserst romantische Weise und obwohl sie auf explizite Details verzichtet, wird deutlich, was in diesen gemeinsamen Stunden geschah.
Inhalt
Dieser Minnesang wird aus der Sicht einer jungen Frau, die nicht dem Adel angehört, erzählt. Die Geschehnisse spielen under der linden an der heide. Dort ist ihr friedel bereits vor ihr im gemeinsamen (Nacht)Lager angekommen.Sie küssten sich, bis rôt ihr ist der muht, sprich ziemlich lange und intensiv. Im weiteren Verlauf kommt es auch zum Geschlechtsakt, was jedoch geheim bleiben soll. Das Lager ist dabei geschmückt von bluomen, was ihr Herz erfreut. Zudem singt ein vogellîn - ein Nachtigall, welcher die Position eines stillen Beobachters einnimmt.
Quellen:
Text und Übersetzung Die verzagten aller guoter dinge: Dossier (Julia Heier, Erich Fässler)
Text und Übersetzung Unter der linden: Dossier (Julia Heier, Erich Fässler)
Erläuterungen und Analysen: Seraina Auer